Latte Macchiato - Soziologie Der Kleinen Dinge

E-Book Overview

Trinken Sie Latte Macchiato? Verwenden Sie Floskeln wie »abgefahren« oder »gut aufgestellt«? Merken Sie auch, dass der Pudel aus dem Straßenbild verschwindet? Es sind die scheinbar unbedeutenden Phänomene des Alltags – Redewendungen, Mode-Getränke, Weihnachts- und Abiturfeiern –, deren gesellschaftliche Bedeutung der Soziologe Tilman Allert erschließt und in brillanten, leichten und luftigen Feuilletons notiert. Abseits der großen Systementwürfe gibt es hier eine neue und frische Soziologie zu entdecken, die vom kleinen Detail aufs Ganze der Gesellschaft schließt. Ein großes Lesevergnügen, das ganz nebenbei die Augen für den angeblich profanen Alltag öffnet.

E-Book Content

Tilman Allert Latte Macchiato Soziologie der kleinen Dinge Inhalt 1 Bonjour! 2 Vom Verschwinden des Pudels 3 Weihnachten feiern. Eine Typologie der Ritualität 4 Turm, ich will ein Kind von dir 5 Das neue Deutschland 6 Jil Sander zum 70ten 7 Abgefahren 8 Latte Macchiato 9 Der überraschende Gast 10 Keine Ahnung 11 Die Raute der Angela Merkel 12 Gut aufgestellt 13 Elder Statesman 14 Griechenland und der Abschied vom Nein 15 Nora, du schaffst das 16 Die Zukunft des Grandhotels 17 It’s your turn. Moden in der Wissenschaft 18 Bennents Stimme 19 Orangina 20 Zur Situation der Musikhochschulen in Deutschland 21 Sublimierter Streit 22 Thomas Bernhards Schreie 23 Vom gemeinsamen Mahl zur Tischflucht des modernen Menschen 24 Masken und Mummenschanz 25 Miss you. Hommage an die Hausmeister 26 Gamardschobad – Eine Soziologie Georgiens 27 Das Gesicht des Autos 28 Meerjungfrauen 29 Die Namen meines Vaters 30 Liebe zur Sache 31 Clouds 32 Fotos in unruhiger Gegenwart 33 Un po’ di pepe 34 Exzellenz trägt Schwarz 35 Erdmännchen im Zoo Bye bye, Teddie – statt eines Nachworts Nachweise 1 Bonjour! Nicht nur wer zahlen wird, sondern sogar wie man im Europa der Zukunft zahlen wird, das bestimmt die gegenwärtige Debatte. Unberührt davon ist der Gruß, das Erste und Elementarste, was unter den Menschen getauscht wird. Die Franzosen zeichneten sich schon immer durch eine Besonderheit aus, eine im Alltag vernehmbare Wirksamkeit des Höfischen, wie das ans »Bonjour« obligatorisch angehängte »Monsieur«, »Madame« oder im Plural »Messieurs-Dames« – in einer zivilisationsenthusiastischen Gesellschaft (Ernst Robert Curtius) wie der französischen seit Jahrzehnten eine Preziosität, virtuos gehandhabt beim Kauf der Zeitung oder der Croissants, gelegentlich zum spannenden Schauspiel gesteigert, wenn entweder nur Damen oder nur Herren im Laden anwesend waren und der auf der Zunge liegenden Routine eine knappe und qualitative Anwesenheitsprüfung vorauszuschicken war, um also gegebenenfalls auf »Mesdames« oder »Messieurs« zu korrigieren. Nirgendwo ließ sich die Popularisierung des höfischen Umgangs anschaulicher verfolgen als in der Boulangerie oder der Charcuterie, in den kleinen Geschäften auf dem Land, uneinnehmbare Bastionen popularisierter Vornehmheit. Jahrzehnte liegt zurück, dass man sich noch mit einer weiteren Editionsoption, »Mademoiselle«, in all den Fällen herumzuschlagen hatte, bei denen in Sekundenschnelle aus Alter und Habitus zwischen »Mademoiselle« und »Madame« zu entscheiden war, aber des aristokratischen Aperçus konnte man sich sicher sein. Der französische Gruß enthält Konvention aus vorbürgerlicher Zeit, aus der Zeit der Schlösser und Könige: Er artikuliert die Reverenz vor dem Status des Angesprochenen. »Pardon, Monsieur«, entschuldigte sich Marie Antoinette, die wenige Sekunden vor ihrer Hinrichtung auf dem Weg zum Schafott ihrem Scharfrichter versehentlich auf den Fuß getreten war. Die Statusorientierung, die taktvolle Geste des Entgegenkommens verweist auf ein Strukturmerkmal der sozialen Ordnung, als Ornament des Austauschs begründet sie die Aufmerksamkeit der französischen Kultur auf d
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