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Übersetzung: Uršula Nováková.
Von Anfang des 18. Jh. an wurde den Awaren in Europa erhebliche Aufmerksamkeit gewidmet, so daß man heute eine fast unübersichtliche Menge von Literatur, die einzelnen Problemen gewidmet ist, jedoch nicht eine einzige Synthese der awarischen Geschichte finden kann.
Die Möglichkeit, die innere Geschichte des Awarischen Reiches kennenzulernen, zu ergänzen und dessen Wirken nach außen umzuwerten, wurde während der letzten Jahrzehnte erweitert durch großangelegte archäologische Forschungen auf dem Gebiet, das die Awaren bewohnten oder zumindest beherrschten, also vor allem in Ungarn, der Slowakei und Österreich.
Diese Arbeit folgt im großen und ganzen den Richtungen und Tendenzen historischer Forschung, die sich in der awarischen Problematik schon traditionell auf zwei Hauptprobleme konzentriert: einmal auf die awarisch-slawische, zum anderen auf die awarisch-byzantinische Beziehung. In der letzten Zeit tritt die Problematik des awarischen Ursprungs und die der inneren Geschichte des Awarischen Reiches hinzu.
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ALEXANDER AVENARIUS
DIE AWAREN IN EUROPA
A. M. H A K K E R T B. V., AMSTERDAM V E D A . VE RL AG DER S L O WA K I S CH E N AKADEMI E DER WI SS E NS CHAF T E N B R AT I S L A V A 1974
EINLEITUNG
Von Anfang des 18. Jh. an wurde den Awaren in Europa erhebliche A u fm erksam keit gewidmet, so daß m an heute eine fa st u nü bersichtliche Menge von Literatur, die einzeln en Problem en gewidmet ist, jedoch nich t eine einzige S y nth ese der a w a risch en G eschichte find en kann, wenn man die Arbeit von A. Kollautz und H. Miyakawa, G eschichte und Kultur eines völkerw anderungszeitlichen Nomadenvolkes (Die Joujan der Mongolei und die Awaren in M itteleuropa) n ich t rech n et, die e h er eine w ertvolle Synthese der aw a risc h en Kultur ist, als der a w arisc h en Geschichte. So lch ein sc h e in b a re s Paradox ist nicht zufällig: es weist ein erseits auf die w ich tige Rolle hin, die die Awaren im 6 . - 8 . Jh., in der G esch ich te Ost- und M itteleuropas spielten, indem sie durch ihr W irken h au p tsäch lich in die S c h ic k s a le des B yzan tin isch en Reiches und der umliegenden Sla w en eingriffen , a n d ererseits beweist das, daß die Aufm erksam keit, die den Awaren gewidmet wurde, relativ einseitig war. Die M öglichkeit, die in n ere G eschichte des A warischen Reiches k e n n e n zulernen, zu ergän zen und dessen W irken nach au ßen umzuwerten, wurde während der letzten Jah rzeh n te erw eitert durch g ro ß a n g e leg te a rch äo lo g isch e Forschu n gen auf dem Gebiet, das die Awaren bewohnten oder zumindest beherrschten, also vor allem in Ungarn, der Slow akei und Österreich. Die Perspektiven, die die Zusamm enarbeit von A rchäologie und G esch ich tsw issen sch aft auf dem Gebiet der E rforschu n g der aw arisch en G esch ich te erö ffn et, sind jed o ch eh er erah n t und gew ünscht als in der Praxis realisiert. Wie in der G esch ich tsw issen sch aft, so befinden sich auch in der Archäologie zum geg e n w ärtig en Zeitpunkt viele grund sätzliche Probleme der a w arisch en G eschichte im Zustand der Diskussion und der en tgegen gesetzten, m an chm al sich gegenseitig au ssch ließen d en Theorien. Unter so lch en Umständen ist es erschw ert, wenn nicht au sge sch lo ssen , die Ergebnisse der einen w issen sch a ftlich en Disziplin für die an d ere auszunutzen. Der H istoriker muß sich vorläufig mit dem Ergebnis zufriedengeben, das er auf Grund sein er eigen en h istorischen Methode erlangt, und er kann dieses E rgebn is mit existierend en a r c h ä
ologischen Th eorien ko n fro n tie ren und auf Berührungspunkte und sich gegenseitig ergänzende E le m e n te hinw eisen, aber auch auf Ansichten, die sich w idersprechen. Die direkte Ausnutzung w ec h se lseitig er Ergeb n isse und deren Appli