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Büttner • Alf
Rainer Büttner
Lieber ich als keiner Dialoge von Siegfried Rabe
Loewe
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Büttner, Rainer: Alf / Rainer Büttner. - Bindlach: Loewe. Lieber ich als keiner. - 1. Aufl. - 1989 ISBN 3-7855-2248-7
ISBN 3-7855-2248-7 - 1. Auflage 1989 T M + © 1988 Alien Productions. All Rights Reserved. Licensed by: Merchandising München Umschlagzeichnung: Ines Vaders-Joch Umschlaggestaltung: Claudia Böhmer Satz: Fotosatz Knab, Lintach Druck und Bindung: Ueberreuter, Korneuburg Printed in Austria
Reif für die Insel Es war ein lauer Sommerabend. Die untergehende Sonne spiegelte sich blutrot in den Fensterscheiben des Tannerschen Bungalows. Willie hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, und er freute sich darauf, in aller Ruhe mal die Illustrierte durchzuschmökern. Er liebte diese Stunde der Entspannung vor dem Abendessen. Kate war dann meistens in der Küche, die Kinder in ihren Zimmern, und ihr außerirdischer Gast hockte gewöhnlich vor dem Fernseher. Heute war es im Haus besonders ruhig. Gerade gespenstisch ruhig, dachte Willie bei sich. In dem Moment dröhnte aus der Küche das Geräusch eines elektrischen Bohrers. Willie fuhr aus seinen Gedanken hoch. „Hey, was soll das?" rief er. Statt einer Antwort kam ein Geräusch, das ähnlich klang wie das Schnattern eines verliebten Gänserichs: „ O h , moo aye mucka hucka cahoona eh, eh, eh, eh, eh . . . " Erschrocken legte Willie seine Zeitschrift zur Seite. Dann hastete er in die Küche, um nachzusehen, was dort los war. A L F war der Interpret jener fremdländischen Weise gewesen. Und sein Anblick war eine knallige Überraschung. Mit seinem bunten Hawaiihemd und einer gelbroten Blumengirlande aus Papier um den Hals sah er aus wie ein außerirdischer Südseeprinz. Er saß seelenruhig am Tisch und bohrte ein Loch in eine Kokosnuß. Eine andere N u ß lag bereits fertig präpariert mit Trinkhalm und Strohschirmchen vor ihm. „Was machst du mit meinem Bohrer?" Willie starrte A L F böse an. „Ich bohre Löcher!" A L F verstand gar nicht, wie man so blöd fragen konnte. Schließlich konnte man doch deutlich sehen, was er machte. Willie begriff aber immer noch nichts. „Wozu?"
„Damit ich die Trinkhalme in die Kokosnüsse stecken kann. Willste 'nen Zug?" Blitzschnell entriß ihm Willie die sündhaft teure Bohrmaschine und musterte den Möchtegern-Hawaiianer einmal genauer. „Ich fürchte, du wirst uns gleich mal wieder mit einer neuen Folge von ,Gilligans Insel' beglücken", stöhnte er. Willie vermutete richtig. A L F war schon ganz aufgeregt: „Ahoi! Das Schiff setzt heute Segel zur Fahrt zu dieser unentdeckten Insel, die nirgends verzeichnet ist!" Willie hatte inzwischen damit begonnen, seine kostbare Bohrmaschine zu reinigen. A L F s Fernsehgeschmack war sowieso meilenweit von dem seinen entfernt. Er konnte einfach nicht verstehen, daß man sich solche dusseligen Serien ansehen konnte. „Ich glaube, du übertreibst bei dieser ganzen Gilligangeschichte", meinte er. A L F nahm einen tiefen Zug aus der Kokosnuß. „Wieso? N u r weil ich mir ein paar Skipper Colades zu Gemüte führe?" entgegnete er beleidigt. Willie grinste. „Und was ist mit den Rattanmöbeln, die du dir für dein Zimmer bestellt hast?" A L F sah ihn verächtlich an. „Die hab' ich längst wieder zurückgeschickt. Die waren gar nicht aus echtem Rattan. Das war Plastik-Fantastik." Brian mußte sich inzwischen ins Wohnzimmer geschlichen haben, denn von dort war laut und deutlich seine Stimme zu vernehmen: „ A L F , komm, ,Gilligan' fängt an!" A L F sprang wie von der Tarantel gestochen hoch. „Entschuldige, ich muß leider gehen. Jetzt läuft ,Gilligan'!" „Ja, beeil dich nur. Wenn du diese Folge verpaßt, mußt du drei Wochen warten, bis sie wiederholt wird!" spottete Willie. Das ist mal wieder typisch Tanner, dachte A L F . Leute wie Willie sind für eine anspruchsvolle Programmgestaltung im 12