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Tutanchamun gehört zu den bekanntesten Pharaonen, obwohl er nicht einmal 20 Jahre alt wurde. Sein früher Tod gab der Wissenschaft schon seit der sensationellen Entdeckung seines Grabes 1922 Rätsel auf. War es Mord? Wie ein Detektiv unserer Tage analysiert Bob Brier diesen Fall, der mehr als 3000 Jahre zurückliegt. Mit modernen forensischen Methoden analysiert er die Röntgenaufnahmen Tutanchamuns und vergleicht seine Ergebnisse mit den überlieferten Erkenntnissen der Wissenschaft. Und plötzlich sah er sich Fragen gegenüber, die so noch niemand gestellt hatte: Woher kommt die Kopfverletzung des Gottkönigs? Wieso starben so viele Mitglieder der königlichen Familie zur gleichen Zeit wie der Pharao? Wie ist es zu erklären, daß systematisch alle Erinnerungen an den jungen Pharao aus den Tempeln und Denkmälern getilgt wurden? Brier entfaltet das atemberaubende Bild einer Intrige am Hof, die zum Staatsstreich führte und schließlich zum äußersten, zum undenkbaren Verbrechen: der Ermordung des göttgleichen Pharao ... Bob Brier, geboren 1944, ist Professor an der Long Island University, New York. Seine Spezialität ist die Paläopathologie, das Studium von Krankheiten in der antiken Welt. Er hat zahlreiche Autopsien an Mumien durchgeführt und die Ergebnisse dieser Arbeit in drei Büchern vorgelegt. Bob Brier Der Mordfall Tutanchamun Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Schuler Mit 33 Abbildungen scanned by Heide Piper München Zürich Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The murder of Tutankhamen. A true story« 1998 by G. P. Putnam's Sons, New York Für P. S.-L. ISBN3-492-04159-0 © 1998 by Bob Brier Deutsche Ausgabe: © Piper Verlag GmbH, München 2000 Satz: Ziegler + Müller, Kirchentellinsfurt Druck und Bindung: Pustet, Regensburg Printed in Germany Inhalt Einleitung Geschichtlicher Überblick 7 15 I. Der Pharao muß sterben II. Ägypten vor Tutanchamun III. Die ruhmreiche 18. Dynastie IV. Amarna - die Heilige Stadt V. Tutanchamuns Eltern VI. Rückkehr nach Theben VII. Das berühmteste Grab der Geschichte VIII. Wenn Tote reden IX. Die widerspenstige Witwe 17 33 61 99 121 153 181 231 253 Epilog Die ausstehende Überprüfung Danksagung Anmerkungen Literaturhinweise Personenregister 299 305 310 314 327 349 Tutanchamun und Anchesenamun. Gemälde von Winifred Brunton Einleitung Der Leiter der Anatomischen Abteilung an der Universität Liverpool, Dr. R. G. Harrison, wies auf die Röntgenaufnahme eines Kopfes und meinte: [Dieser Fleck] ist an sich noch nichts Ungewöhnliches. Er könnte aber auch durch einen Bluterguß im Gewebe hervorgerufen worden sein, das hier den Schädel bedeckt. Die Ursache war möglicherweise ein Schlag auf den Hinterkopf, ein Schlag, der durchaus zum Tod geführt haben könnte.1 Sein Patient, Pharao Tutanchamun, war seit mehr als 3000 Jahren tot. Dr. Harrison trat in einer Fernsehdokumentation über den jung verstorbenen König auf. Ich war gar nicht besonders an Tutanchamun interessiert. Gut, ich hatte seine kostbaren Grabbeigaben im Ägyptischen Museum in Kairo gesehen und kannte die Geschichte von der Entdeckung seines Grabes. Doch näher hatte ich mich mit ihm nicht beschäftigt. Ich weiß auch überhaupt nicht, warum ich mir den Fernsehbeitrag zu dem schon so oft abgehandelten Thema angeschaut habe. Gerade wollte ich den Apparat abstellen, als mir plötzlich klar wurde, daß Dr. Harrison Einleitung wirklich etwas Neues entdeckt hatte. Auf dem Bildschirm waren Röntgenaufnahmen vom Brustkorb, von den langen Knochen der Beine und der Arme zu sehen. Ich war fasziniert. Die Bilder lieferten neue gerichtsmedizinische Hinweise darauf, daß Tutanchamun möglicherweise ermordet worden war. Eine Idee begann Gestalt anzunehmen, eine Idee, die mich nicht mehr loslassen sollte. Die Mumi