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Max
Bense
Die Realität der Literatur
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Max
Bense geht in seinem Buch »Die Realität der Literatur«, das
er als
Gegenstück zu
dem
ebenfalls in der Reihe »pocket« erschiene-
nen Buch »Artistik und Engagement« verstanden wissen
will,
von
der Überlegung aus, daß der Begriff »Wirklichkeit« kein im eigentlichen Sinne wissenschaftlicher Begriff interpretiert, nicht festgestellt
Reflexion, aber nicht literarischer Realität,
de. Sie
ist.
»Wirklichkeit« könne nur
werden. Sie erscheint im Akt der
im Akt der Beobachtung. Daher
werden durch Autoren und
am
materiellen
ihre
Werke
in eine
bestimmte
und
sind stär-
Sprachkörper, an seinen linguistischen und
ästhetischen Bestimmungsstücken als sellschaftlichen
von
nicht
sondern von literarischen Realitäten die Re-
Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit eingeführt
ker
ist
Bezügen
orientiert.
an psychologischen und ge-
Mehr Zeichenwelt
als
Objekt-
welten.
Daraus wird verständlich, daß das Buch mit einem Essay über d'Alemberts
Sprachphilosophie beginnt,
die
von den heutigen
Linguisten gern übergangen wird. Auch versteht aus diesem
Grund
der Leser die Vorliebe des Autors für die abstrakte, theoretische Seite der
von ihm behandelten
Schriftsteller, die
zumeist Zeitge-
nossen sind oder als solche bewertet werden: Gertrude Stein, Francis
Ponge, Henri Michaux, Helmut Heissenbüttel, Alfred Andersen,
Ferdinand Lion, Ludwig Harig, Ernst Jandl
u. a..
Es sind immer
Autoren, denen die artistischen, experimentellen, ästhetischen
Mo-
tivationen ihrer Schriftstellerei wesentlich sind. Mit dieser Intention
hängt natürlich auch die starke Einbeziehung der Konkreten und maschinellen Poesie zusammen: desgleichen die Transgression der sprachlichen Mittel in die visuellen Wahrnehmungsbereiche.
Doch
wird keineswegs immer nur der theoretische Hintergrund der Sprachkunstwerke anvisiert, die Essays berücksichtigen auch persönliche Erfahrungen, die der
Umgang
Autor
als analytischer Kritiker
mit seinen schriftstellerischen Freunden gewann.
im
Max Bense Die Realität der Literatur
Autoren und ihre Texte
Kiepenheuer
& Witsch
podbcf
©
26
& Witsch Köln Umschlag Hannes Jahn Köln Gesamtherstellung Butzon & Bercker Kevelaer 1971 by Verlag Kiepenheuer
Germany ISBN 346200835
Printed in
1
1971 8
Es gab nie zuvor eine solche Bescheidenheit der Wollust. F.
Es war ihm unmöglich, die Wörter nicht in ihrer
dem
NIETZSCHE Besitz
Bedeutung zu stören. G.
CH.
LICHTENBERG
Digitized by the Internet Archive in
2012
http://www.archive.org/details/dierealittderliOOObens
Über die
Realität der Literatur
Vorwort
Der
Begriff des Wirklichen gehöre nicht in die Wissenschaft, be-
merkt Paul Bernays, der Mathematiker,
in
seinem Aufsatz »Von
der Syntax der Sprache«; daß »die Natur im Ganzen« wirklich keine wissenschaftliche »Feststellung« fügt er hinzu. Tat-
sei
ist,
sächlich handelt es sich bei
dem Ausdruck
>Wirklichkeit<>
um
einen objektbezogenen Begriff, der »Feststellbares« bezeichnet, son-
dern
um
e