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RECHT UND STAAT Heft 362/363
HEINRICH POPITZ
Prozesse der Machtbildung
RECHT UND STAAT IN GESCHICHTE UND GEGENWART EINE SAMMLUNG VON VORTRÄGEN UND SCHRIFTEN AUS DEM GEBIET DER GESAMTEN STAATSWISSENSCHAFTEN iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
362/363
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Prozesse der Machtbildung VON
HEINRICH POPITZ
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J.
C. B. MOHR (PAUL SIEBECK) TüBINGEN
INHALT
Vorbemerkung. . I. Erstes Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Die überlegene Organisationsfähigkeit der Privilegierten
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2. Die Entstehung der Legitimitätsgeltung aus dem Gegenseitigkeitsprinzip . . . . . . . . " . . . . . .
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1. Die produktive überlegenheit von Solidaritätskernen .
19
2. Machtnahme als Staffelungsprozeß
23
J.
C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1968 Alle Rechte vorbehalten
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen Printed in Germany
Satz und Druck: Buchdruckerei Eugen Göbel, Tübingen Einband: Groß buchbinderei Heinr. Koch, Tübingen
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1. Die Reproduktion der Macht im System der Umverteilung
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2. Der Ordnungswert der Ordnung als Basislegitimität .
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Nachbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
©
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II. Zweites Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . .
III. Drittes Beispiel
Heinrich Popitz
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"Nothing appears more surprising to those who eonsider human affairs with a philosophie eye than the easiness with which the many are governed by the few." DAVID HUME
Der Satz von Hume ist ein wenig apodiktisch. Worüber ein philosophischer Kopf bei Betrachtung menschlicher Geschichten und Geschichte am meisten sich verwundert, - darüber gerade streiten sich ja die philosophischen Köpfe. Die Frage, die hier gestellt werden soll, ist allerdings der Frage Humes so nah verwandt, daß wir uns ohne Debatte auf seine Autorität berufen können: Wie geschieht es, daß wenige Macht über viele gewinnen? Daß ein geringer Vorsprung, den einige erreicht haben, ausgebaut werden kann zur Macht über andere Menschen? Daß aus etwas Macht mehr Macht wird und aus mehr Macht viel Macht? Offenkundig sind nicht alle Ansätze zur Machtbildung erfolgreich. Wenn sie aber erfolgreich sind, vollziehen sich die Prozesse der Machtnahme häufig mit einer so absurden Selbstverständlichkeit, als seien die Lose schon vorher verteilt. Das fordert Mystifikationen und Ideologisierungen heraus. Vielleicht ist es aber möglich zu zeigen, daß und warum den Akteuren der Machtnahme in den verschiedenen Stadien der Machtbildung spezifische Chancen zufallen, Chancen, die dann allerdings" wie selbstverständlich" genutzt werden können. Ein Schritt in diese Richtung soll hier versucht werden, und zwar mit Hilfe des schlichtesten Verfahrens, das bisher bekannt geworden ist: des Berichts von Beispielen. Aus diesen Beispielen lösen wir bestimmte Zusammenhänge heraus, von denen wir annehmen, daß sie allgemeinere Bedeutung haben. Allgemeinere Bedeutung: Wir ver5
muten, daß diese Zusammenhänge in Prozessen der Machtbildung häufig wiederkehren und daß sich hier einige der ~pezifischen ~han cen der Machtnahme in einer zunächst beschreibend-analytischen Form aufdecken lassen. Die Beispiele! selbst habe ich genommen, wo ich sie fand. Aber es ist gut möglich, ihre Auswahl nachträglich zu begründen. Sie sind so gewählt, daß sie von vornherein drei geläufige Interpretationen von Machtprozessen möglichst verstellen: Die Deutung von Machtbildungen als Ausdruck eines allgemeinen Consensus,-bes