Erlösung Ohne Opfer?


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Werner H. Ritter (Hg.) Erlösung ohne Opfer? Mit 2 Abbildungen Vandenhoeck & Ruprecht Biblisch-theologische Schwerpunkte BAND 22 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 3-525-61481-0 Umschlagabbildung: Rechtfertigungsbild aus dem Marienaltar im Münster zu Heilbronn, 1513-1515 (Ausschnitt), Foto: Oberfränkischer Ansichtskartenverlag Bouillon, Bayreuth. © 2003 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen www.vandenhoeck-ruprecht.de Peinted in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesetzt aus Sabon Satz: Satzspiegel, Nörten-Hardenberg Druck und Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen Vorwort ECKHARD NAGEL Wir leben nicht mehr in einer Gesellschaft, in der die Priester am Altar Opfer bringen. Ein Opfer ist ein Geschenk an Gott; die Gabe soll ihn gnädig stimmen. Opfer können Zeichen der Reue, der Schuld, der Buße sein. Wer opfert, bringt seinem Gott ein Geschenk, er verzichtet auf etwas, gibt etwas auf, etwas Wertvolles. Wer opfert, der gibt etwas von sich weg und überreicht es Gott, und er hofft darauf, dass Gott sich gewogen zeigt. Die verschiedenen Religionen kennen unterschiedliche Arten von Opfern: Tieropfer, Brandopfer, Schlachtopfer, Weinopfer, Menschenopfer. Menschenopfer sind zu unserem Glück heute nicht mehr üblich. Die Kirchen feiern die Nähe Gottes in Liturgie, Predigt und Gebet. Trotzdem ist das Opfer in der Sprache zumindest erhalten geblieben. Die Semantik des Opfers zeigt weiterhin gesellschaftliche Wirkung. Sie ist Teil unserer Sprache und prägt noch immer unser Handeln. Am Deutlichsten und Tiefsten hat der französische Philosoph Rene Girard die Zusammenhänge von Opfersemantik und Opferpraxis erforscht. Er liest das Neue Testament, vor allem Kreuz und Auferstehung, als das Ende des Opfer- und Sündenbock-Kultes. Kreuz und Auferstehung durchbrechen nach Girard den mimetischen Drang der Menschen, sich Sündenböcke zu suchen, um eigene Schuld abzuladen und einem anderen zu übertragen. Girard legt eine anthropolo- 5 gische, keine theologische Lektüre des Neuen Testaments vor. Er will gesellschaftliche, menschliche Zusammenhänge aufdecken. Sprache kann verräterisch sein: Jemand opfert sich für seinen Beruf auf. In der Beerdigungsanzeige steht, dass der Dahingeschiedene sein Leben für seinen Betrieb geopfert habe. Andere opfern Zeit und Geld für ihr Hobby. Die Gesellschaft nimmt Verkehrsopfer in Kauf, und dazu Unfallopfer, Drogenopfer, Todesopfer, Brandopfer. Das Sprichwort sagt: Leben ist nichts als Opfern, und nur der Tod ist gewiss. Diese sprachlichen Wendungen legen den Verdacht nahe, dass Menschen ihren selbstgemachten Göttern opfern. Wer heute opfert, der braucht dafür keinen Altar mehr und auch kein feierliches, festliches Gewand. Er hat seine Götter und Ideale immer dabei; er erträumt sich seinen eigenen privaten Himmel, den Himmel des Wohlstands, den Himmel der Karriere, den Himmel des Ruhmes und des Ansehens. Menschen sind die Priester ihrer Wunschvorstellungen, denen sie Zeit und Arbeit, Mühe und Anstrengung opfern. Sie pflegen die Heiligtümer und Tempel ihrer Ideale. Der vorliegende Band konfrontiert die Opfersemantik moderner Gesellschaften, wie sie nicht nur durch Rene Girard herausgearbeitet worden ist, mit der theologischen Rede vom Opfer, wie sie im Neuen Testament überliefert ist. Zwischen beidem besteht eine Spannung, an der sich die Beiträge des Buches abarbeiten. Sie verfol
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