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Die deutsche Schriftsprache und die Regionen
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Studia Linguistica Germanica
Herausgegeben von Stefan Sonderegger und Oskar Reichmann
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Walter de Gruyter · Berlin · New York 2003
Die deutsche Schriftsprache und die Regionen Entstehungsgeschichtliche Fragen in neuer Sicht
Herausgegeben von Raphael Berthele Helen Christen Sibylle Germann Ingrid Hove
Walter de Gruyter · Berlin · New York 2003
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 3-11-017497-9 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2003 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin
Vorwort
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Vorwort Die „Entstehung“ und „Durchsetzung“ der deutschen Gemeinsprache bleibt für eine Germanistik, die sich ein gewisses sprachhistorisches Interesse bewahrt hat, das magische Zentrum – faszinierend und geheimnisvoll, aber verborgen hinter angsteinflössenden Materialgebirgen, durch die sich translitterierend und klassifizierend durchzukämpfen hat, wer ihm näher kommen will. Die Vielfalt der Theorien, die sich als Waffen der Interpretation anbieten, wirkt nicht beruhigend auf den faktenbeladenen Kämpen. Die Forschenden haben sich, je nach Temperament, deshalb mehr der Beschreibung der „Tatsachen“ zugewandt und dabei deren Erklärung hintangestellt, oder sie haben die Verhältnisse nach bestimmten Theorien erklärt und dafür die Fakten grosszügig behandelt. Die phantasieanregende Potenz des Problems zeigt sich schon darin, dass man nicht allzu betagt zu sein braucht, um das völlige Obsoletwerden einst allgemein anerkannter Entstehungshypothesen erlebt zu haben. Auf alle Fälle kann keine einzelne Person mehr sich des Gesamtphänomens annehmen, und die Annäherung verschiedener theoretischer Standpunkte, der Austausch speziellen Wissens, ja nur schon die Vergewisserung der Terminologie ist wohl am ehesten vom gemeinsamen Gespräch zu erhoffen. Dieser Band ist der erste Teil eines Versuchs, mehrere eminente Kenner der Problematik ins Gespräch zu bringen. Der zweite Teil wird aus der Diskussion der Beiträge durch die Beiträger an einem kleinen Kolloquium an der Universität Freiburg/Schweiz bestehen, deren Resultate sich hoffentlich in zukünftigen Arbeiten niederschlagen werden. Als einer, der sich für die Entstehung des Neuhochdeutschen brennend interessiert, wurde ich eingeladen, eine Art Anregungspapier zu formulieren (siehe den entsprechenden Beitrag in diesem Band) und meine Fragen eigennützig auf jene Facette des Entstehungsprozesses zu richten, die mich persönlich am meisten interessiert: Der Standpunkt der Regionen. Ich ging davon aus, dass heute Konsens bestehe über die prinzipielle Gleichberechtigung der geschriebenen Varianten des Deutschen (oder des Kontinentalwestgermanischen) vor der Wende zum 16. Jahrhundert. Ich habe in den Beiträgen zu diesem Band bereits lernen dürfen, dass dieser Konsens nicht ganz unerschüttert ist. Insbesondere im Niederdeutschen
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Vorwort
und im Ripuarischen scheint schon sehr viel früher „das Hochdeutsche“ (als stereotypischer Begriff) eine gewisse Höherschätzung genossen zu haben. Im Norden sind deshalb nicht alle Schreiber in allen Textsorten von einer „Regionalmaxime“ ausgegangen („Wähl