Fahrenheit 451


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Guy Montag ist Angehöriger des Staatlichen Ordnungsdienstes. Seine Aufgabe ist es, alle versteckten Bücher und Schriften aufzustöbern und zu verbrennen. Denn Bücher sind eine große Gefahr für einen Staat, der danach trachtet, seinen Einfluß in die letzten Winkel des privaten Tuns, Fühlens und Denkens seiner Bürger auszudehnen. Feuerwehrmann Guy Montag hat bisher seinen Dienst versehen, ohne sich Gedanken zu machen. Doch als er dem Mädchen Clarisse begegnet, lernt er eine andere, schönere Welt kennen. Guy Montag beginnt nachzudenken – und wird zum Rebellen gegen den Staat ... Ray Bradbury zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der modernen utopischen Literatur. Er wurde 1920 in Waukegan, Illinois, geboren. Er besuchte die Hochschule von Los Angeles und erhielt 1946 mit dem »O. HenryPreis« die höchste amerikanische Auszeichnung für Kurzgeschichten. Vom selben Autor erschienen außerdem als Heyne-Taschenbücher Der illustrierte Mann · Band 3057 Medizin für Melancholie · Band 3267 Geh nicht zu Fuß durch stille Straßen · Band 3292 Die Mars-Chroniken · Band 3410 RAY BRADBURY FAHRENHEIT 451 Science Fiction-Roman WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN HEYNE-BUCH Nr. 3112 im Wilhelm Heyne Verlag Deutsche Übersetzung von Fritz Güttinger 7. Auflage Die deutsche Fassung des Gedichts »Dover Beach« ist der Anthologie »Ewiges England« entnommen, mit freundlicher Erlaubnis des Verlags Amstutz & Herdeg, Zürich Berechtigte Lizenzausgabe der Verlags AG DIE ARCHE, Peter Schifferli, Zürich Printed in Germany 1978 Umschlag: Atelier Heinrichs, München Druck und Bindung: Mohndruck Reinhard Mohn GmbH, Gütersloh ISBN 3-453-30044-0 Fahrenheit 451 – 232° Celsius, der Hitzegrad, bei dem Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt ... 1 Es war eine Lust, Feuer zu legen. Es war eine eigene Lust, zu sehen, wie etwas verzehrt wurde, wie es schwarz und zu etwas anderem wurde. Das gelbe Strahlrohr in der Hand, die Mündung dieser mächtigen Schlange, die ihr giftiges Kerosin in die Welt hinaus spie, fühlte er das Blut in seinen Schläfen pochen, und seine Hände waren die eines erstaunlichen Dirigenten, der eine Symphonie des Sengens und Brennens aufführte, um die kärglichen Reste der Kulturgeschichte vollends auszutilgen. Auf dem Kopf den Helm mit dem Zeichen 451, in den Augen einen flammenden Widerschein dessen, was nun kommen sollte, knipste er das Feuerzeug an, und das Haus flog auf in eine gierige Lohe, die sich rot und gelb und schwarz in den Abendhimmel hineinfraß. Er selber war umschwirrt wie von einem Schwarm von Leuchtkäfern. Ein altes Witzwort kam ihm in den Sinn, und er hätte am liebsten eine aufgespießte Wurst in die Feuersbrunst hineingehalten, während die Bücher mit dem Flügelschlag weißer Tauben vor dem Haus den Flammentod starben. Während die Bücher in Funkenwirbel auf sprühten und von einem brandgeschwärzten Wind verweht wurden. Montag verzog das Gesicht zu dem grimmigen Lächeln des Menschen, der vor dem sengenden Feuer zurückweichen muß. Nach getaner Arbeit mochte es vorkommen, daß er dem Gesicht im Spiegel als dem eines Komödianten, mit Ruß in einen Neger umgefärbt, belustigt zuzwinkerte. Auch nachher, wenn er sich schlafen legte, spürte er jeweils im Dunkeln seine Züge noch zu dem brandigen Lächeln verkrampft. Es verließ ihn nie, dieses Lächeln, er konnte sich überhaupt nicht erinnern, es jemals abgelegt zu haben. Er hängte den schwarzen Helm auf und rieb ihn blank, hängte den feuersicheren Rock fein säuberlich an den Haken, duschte sich ab und schritt dann pfeifend, die Hände in den Taschen, durch das obere Stockwerk der Feuerwache und ließ sich in das Loch fallen. Im letzten Augenblick, als der Aufprall unvermeidlich schien, holte er die Hände aus den Taschen und fing den Fall ab, indem er die Messingstange umklammerte. Quietschend rutschte er bis einen Fingerbreit über den Betonboden.