Lawinenexpress


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Colin Forbes Lawinenexpreß Im »Lawinenexpreß« von Moskau nach Basel soll der wichtigste östliche Überläufer mit äußerst brisanten Informationen sicher in eine Geheimdienstzentrale des Westens gebracht werden. Doch die Gegenspieler haben bereits ein teuflisches Lawinenunglück geplant. TEIL EINS Der Sparta-Ring 1. Basel und Zürich, Schweiz Es war Mittwoch – gefährlicher Mittwoch – und wie immer der erste Mittwoch des Monats. Es war Mittwoch, der 3. Dezember, ein bitterkalter Tag mit tiefem Schnee auf den Straßen der altehrwürdigen schweizerischen Stadt, die im Lauf der Geschichte der Schauplatz so vieler geheimnisvoller Machenschaften gewesen ist. VAGONEIETTI. MOSKWA – MINSK – BREST – WARSZAWA – BERLIN – FRANKFURT/MAIN – HEIDELBERG – BASEL. Das Schild mit den Zielortangaben außen an dem einzelnen Schlafwagen auf Gleis 1 ließ Vorstellungen von einer romantischen und gefährlichen Reise wach werden. Der Waggon stand für sich allein im Basler Bundesbahnhof; die Reisenden waren soeben ausgestiegen. Er machte einen verlassenen, fremdartigen und mit den Städtenamen auf dem Schild fast düsteren Eindruck. Für den Schlafwagen war dies die Endstation. Dieser Schlafwagen, der ständig von irgendwelchen Zügen abgekoppelt und an neue angehängt wurde, machte jede Woche die Reise vom Herzen des kommunistischen Weltreichs bis ins Zentrum Westeuropas. Er hatte Moskau am Montag, dem 1. Dezember, um vier Uhr nachmittags verlassen – an dem Tag, an dem das sowjetische Politbüro zusammengetreten war, um die von Marschall Grigorij Pratschko persönlich geleiteten militärischen Großmanöver zu erörtern und zu bewerten. Der Schlafwagen war um 9 Uhr 20 am Basler Bundesbahnhof angekommen. Jetzt war es 9 Uhr 45. Das Bahnpersonal war schon gegangen; der Waggon stand verlassen an dem menschenleeren Bahnsteig. Vor dem nahen Bahnhofsrestaurant standen zwei Männer in dunklem Mantel und Hut. Für den Schlafwagen legten sie kein erkennbares Interesse an den Tag. Der kleinere, schwerer gebaute Mann rauchte eine französische Zigarette, wobei er versuchte, seine Abneigung gegen den ungewohnten Tabak zu verbergen. »Da rührt sich noch nichts«, murmelte er auf deutsch. »Geduld, Gustav«, erwiderte sein schlankerer und größerer Begleiter. »Warten ist unser Beruf.« Drinnen im Restaurant, an einem Tisch in unmittelbarer Nähe der Tür, blickte eine junge Engländerin auf ihre Uhr, während sie an einem Kaffee nippte, den sie nicht gemocht hatte. Sie hatte schon gezahlt und war bereit, jeden Augenblick das Lokal zu verlassen. An Elsa Lang wirkte alles unattraktiv. Sie trug einen schäbigen Regenmantel von militärischem Schnitt, und ein großer Hut mit herabhängender Krempe verbarg das meiste von ihrem dunklen, strähnigen Haar. Eine häßliche Hornbrille ließ fast das ganze Gesicht verschwinden. Ihre Schuhe wirkten abgetragen und waren an den Spitzen schäbig und rissig, ihr Koffer war zerkratzt und von einem trostlosen Grau. Sie nippte weiter an dem Kaffee, bis ihre Uhr 10 zeigte. Als der Sekundenzeiger senkrecht stand, erhob sie sich. Sie nahm den Koffer, schlurfte aus dem Restaurant und ging an den beiden Männern mit ihren dunklen Mänteln und Hüten vorbei. Der jüngere, schwer gebaute Mann warf ihr einen Blick zu und sah dann weg. Sie ging langsam und mit vorgezogenen Schultern, als wäre ihr der Koffer zu schwer, und sah sich kurzsichtig um. Gustav, der sich eine zweite Gauloise angezündet hatte – wenn er unter Spannung stand, rauchte er zwanghaft, selbst ungewohnten Tabak –, machte hinter ihrem Rücken eine Handbewegung. »Das ist vielleicht ‘ne graue Maus, diese Kuh«, sagte er höhnisch. »Laß deine Augen da, wo sie hingehören«, fauchte Walther Fischer im Flüsterton. Dies war jedenfalls der Name in dem Paß, den er in der Tasche trug, in dem Paß, den die Fälschungsabteilung im Souterrain des KGB-Hauptquartiers am Moskauer Dscherschinskij-Platz mit großer
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