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Heinz Körner Die Farben der Wirklichkeit — Ein Märchenbuch — mit Beiträgen von Kristiane Allert-Wybranietz • Lucy Körner • Roland Kübler • Claude Steiner • Jürgen Stiller • Bruno Streibel illustriert von Herbert Deinhard Von diesem Buch erschien 1986 eine Fortsetzung mit dem Titel „Wieviele Farben hat die Sehnsucht“ Heinz Körner (Herausgeber) Jahrgang 1947, lebt bei Stuttgart. Durch sein erstes Buch JOHANNES (1978), einen Überraschungsbestseller, wurde er als Schriftsteller bekannt. Seitdem hat er mit EIFERSUCHT (1979), HEROIN (1980), MÄNNERTRAUM(A) (1984) und WIEVIELE FARBEN HAT DIE SEHNSUCHT (1986) noch vier erfolgreiche Anthologien herausgegeben. EIN MÄRCHEN erschien 1981 als handgeschriebenes und illustriertes Heftchen in einer Sonderausgabe.
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Die Farben der Wirklichkeit Heinz Körner Die Farben der Wirklichkeit — Ein Märchenbuch — mit Beiträgen von Kristiane Allert-Wybranietz Lucy Körner • Roland Kübler • Claude Steiner Jürgen Stiller • Bruno Streibel illustriert von Herbert Deinhard 1. Auflage Oktober 1983 2. Auflage Oktober 1983 3. Auflage Dezember 1983 4. Auflage Februar 1984 5. Auflage August 1984 6. Auflage Oktober 1984 7. Auflage März 1985 8. Auflage Juli 1985 9. Auflage Januar 1986 10. Auflage Juli 1986 11. Auflage September 1986 12. Auflage Februar 1987 13. Auflage Juli 1987 14. Auflage März 1988 15. Auflage Januar 1989 16. Auflage Juni 1989 17. Auflage März 1990 © 1983 lucy körner verlag Postfach 11 06, 7012 Fellbach. Alle Rechte vorbehalten. Illustrationen: Herbert Deinhard. Layout: Heinz Körner. Herstellung: J. E Steinkopf Druck + Buch GmbH, Stuttgart ISBN 3-922028-07-1 Von diesem Buch erschien 1986 eine Fortsetzung mit dem Titel „Wieviele Farben hat die Sehnsucht“ Roland Kübler Der Paradiesvogel Vor langer, langer Zeit - als noch niemand wußte, daß es einmal so etwas wie Beton geben würde, als es noch keine Maschinen gab, sondern Werkzeuge, als alle noch das sagten, was sie dachten und es noch niemanden störte, wenn ein anderer in der Nase bohrte — da konnten die Vögel noch richtig miteinander sprechen. Nicht nur zwitschern und piepsen wie heute nein, sie konnten richtig miteinander reden, sich Geschichten erzählen, beratschlagen, Witze machen und einander schildern, was sie alles gesehen und erlebt hatten. Die Spatzen waren auch schon damals ziemlich geschwätzig. Sie saßen oft stunden-, ja tagelang zusammen, um miteinander zu plauschen und sich Neuigkeiten zu erzählen. Eines Tages kam ein einzelner Spatz. Er landete mitten in einem großen Schwarm schwatzender Spatzen, um zu rasten und Atem zu holen von einer langen Reise. Die Spatzen rückten gerne etwas zusammen, um für den Weitgereisten Platz zu schaffen. Waren sie doch alle gespannt, welche Neuigkeiten er zu berichten wußte. Der fremde Spatz erzählte von fernen Ländern, atemberaubenden Abenteuern, unglaublichen Begebenheiten und von einem schönen, großen Vogel. Dieser, so schwärmte er, leuchte in wundervollen Farben und könne in seiner stillen Weisheit jedem Rat geben. Von allen anderen werde er ’Paradiesvogel“ genannt. Die Spatzen beschlossen, sofort loszufliegen, um diesen Vogel zu suchen. Nach einigen Stunden Flug über fremde Täler und Flüsse, über satte Wiesen und gepflügte Äcker, trafen sie einen Vogel, der ihnen seltsam vorkam. Er hatte schwarzglänzendes Gefieder, blinkende Knopfaugen und schien überhaupt nicht fliegen zu wollen. Er stolzierte auf sie zu und wartete. Die Spatzen verharrten demutsvoll, bis jener Schwarzgefiederte seinen Kopf etwas zur Seite neigte und hoheitsvoll krächzte: „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Die Spatzen zuckten zusammen und tippelten ein paar Schritte zurück. Sie hatten sich zwar gewünscht, daß der große schwarze Vogel das Wort an sie richten würde, als er dann aber zu ihnen sprach, bekamen si