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ALBERT EHRENSTEIN AUSGEWÄHLTE AUFSÄTZE DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG D\ Digitized by the Internet Archive in 2011 http://www.archive.org/details/ausgewhlteaufstzOOehre VERÖFFENTLICHUNGEN DER DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG DARMSTADT FÜNFUNDZWANZIGSTE VERÖFFENTLICHUNG ALBERT EHRENSTEIN AUSGEWÄHLTE AUFSÄTZE Herausgegeben von M. Y. Ben-gavriel 1961 HEIDELBERG/ DARM STADT VERLAG LAMBERT SCHNEIDER Copyright 1961 by Verlag Lambert Schneider, Heidelberg Gesamtherstellung: Druckerei Alle Rechte vorbehalten / J. P. Bachern, Printed in Köln Germany VORBEMERKUNG In einer Arbeit über den Expressionismus sieht Otto Mann das in dem »Suchen nach Gemeinsame ausdrucksstärkster Dichtung« jener Generation von Dichtern Deutsch- lands in den ersten zwei, drei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, welche man sich gewöhnt hat, unter dem Sam- melnamen Expressionisten zusammenzufassen. Wenn wir uns diese Determination — durch größtmögliche Ver- stärkung des Ausdrucks des Wortes die größtmögliche Vertiefung des Begriffes zu erzwingen chen, zu eigen ma- Wien geborene Albert Ehrender Wortführer der Expressionisten, im Sinn dann war der 1886 stein einer — in des Wortes: einer ihrer Wort-Führer. Er, der zeitlebens unter lichen litt, dem Eindruck der »unversöhn- Spannung der Gegensätze Wirklichkeit und Ideal« mußte, um sich halbwegs das seelische Gleichgewicht zu erhalten, versuchen, diesen Eindruck durch einen Ausdruck zu parallisieren, der so stark war, daß er ihm, das eigene Leid übertönend, die Illusion gab, mithelfen zu können am Abbau des allgemeinen Leidens. Die Zwei- teilung in eine innere denen es und eine äußere Welt, zwischen — letzten Endes bewältigenden Wirklichkeit — keine gangbaren Brücken gibt Flucht vor einer nicht zu war für Ehrenstein eine vollkommene: derart absolut, daß er keinen andern Ausweg fand, als gleichzeitig zwei Leben zu leben, das einer Flucht in zwei Richtungen: in seinen Gedichten zog er sich siven Seitensprüngen — zugegeben, oft mit aggres- — in ein von ihm erfundenes China zurück oder in ein ebenso unwirkliches verklärtes Hellas, um dann wieder, auf der Flucht nach vor, aus diesen, nur ihm zugänglichen und nur für ihn entdeckten gelben Landschaften oder aus den Gefilden von »ambrosische Lust kredenzenden kupfernen Sonnenbräuten« mit einem Lustschrei der Verzweiflung ins reale chen: der Lyriker wird zum Leben vorzubre- ausdrucksstärksten Pamphle- der die Gesellschaft in ihrer ganzen Entität an- tisten, — greift ohne aber an die Wurzeln ihrer Existenz vor- dringen zu können. Ehrenstein war nämlich, trotz alles Liebäugeins mit Aktion und aktiver Politik, nichts weniger Aktivist oder auch nur Politiker. Die wenigen betont als politischen Aufsätze, in weit mehr dröhnende »Felsworte weichen Lehm« geschrieben, als konstruktive politische Auseinandersetzungen, sind nicht belangvoll und wurden daher in dieser Sammlung übergangen. Er mußte, lebens- dem lang mit sehr individuellen Kampf um seine eigene Persönlichkeit beschä