Der Krokodilwächter

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Das Buch Als Liza von ihrer Mutter eröffnet wird, sie müsse ihr Zuhause verlassen, ist das Mädchen zutiefst verunsichert. Aufgewachsen auf einem abgelegenen englischen Landsitz hat sie mit ihren siebzehn Jahren noch nie einen Bus benutzt oder auch nur zu Gleichaltrigen Kontakt gehabt. Die Welt kennt sie nur aus den Erzählungen ihrer Mutter – als teuflische Bedrohung. Doch plötzlich ist die weltfremde Zweisamkeit im Paradies von Shrove House zu Ende. Denn Lizas Mutter hat einen Mann getötet. Die Autorin Ruth Rendell, in Großbritannien als »Königin der Kriminalliteratur« (The Times) gefeiert und mehrfach preisgekrönt, zählt zu den großen Autorinnen des modernen englischen Kriminalromans. Ihre Bücher wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt, allein dreimal hat die ehemalige Journalistin, die auch unter dem Namen Barbara Vine schreibt, den begehrten Edgar-Allan-Poe-Preis erhalten. Ruth Rendell Der Krokodil wächter ROMAN Aus dem Englischen von Cornelia C. Walter GOLDMANN VERLAG Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Crocodile Bird« bei Hutchinson, London Der Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann Genehmigte Ausgabe 9/96 © der Originalausgabe 1993 by Kingsmarkham Enterprises Ltd. All rights reserved. © der deutschsprachigen Ausgabe 1994 by Blanvalet Verlag GmbH, München Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagmotiv: Dante Gabriel Rossetti Druck: Elsnerdruck, Berlin Verlagsnummer: 43201 JP • Herstellung: sc Made in Germany ISBN 3-442-43201-4 Für Don, Simon, Donna und Philip 1 Es war abends um neun, als die Welt anfing auseinanderzufallen. Nicht um fünf, als es passierte, auch nicht um halb sieben, als die Polizisten kamen und Eve zu ihr sagte, sie solle ins Schlößchen hinübergehen und sich nicht blicken lassen, sondern um neun, als wieder alles ruhig war und draußen Dunkelheit herrschte. Liza hoffte, es wäre alles vorbei. Sie sah zu, wie der Wagen langsam die Straße entlang auf die Brücke zufuhr, dann ging sie zurück ins Torhaus und beobachtete ihn oben von ihrem Zimmerfenster aus; die roten Rücklichter, während er die Brücke überquerte, und die weißen Scheinwerfer, als er wieder in ihre Richtung zeigte, wo die Straße anstieg und sich durch die Hügel wand. Erst als sie die Lichter nicht mehr sehen konnte, als nirgends mehr ein Licht zu sehen war außer dem roten Mond und einer Handvoll Sterne, erst da hatte sie das Gefühl, daß sie in Sicherheit waren. Unten fand sie Eve, die ihr ruhig entgegensah. Nun würden sie reden, aber natürlich über andere Dinge, oder lesen oder Musik hören. Eve lächelte ganz leicht, aber dann setzte sie eine neutrale Miene auf. Sie hatte kein Buch auf dem Schoß oder Nähzeug in der Hand. Liza bemerkte, daß Eves Hände zitterten, und bekam Angst. Das richtige Angstgefühl kam erst beim Anblick dieser kleinen, sonst so ruhigen Hände, die nun leicht zitterten. Eve sagte: »Ich habe dir etwas sehr Ernstes zu sagen.« 7 Liza wußte, um was es ging. Es ging um Sean. Eve hatte das mit Sean herausbekommen, und es behagte ihr nicht. Erschrocken dachte sie daran, was Eve mit Männern machte, die ihr nicht behagten oder ihren Plänen im Weg standen. Eve würde alles dran setzen, sie von Sean fernzuhalten, und wenn das nicht klappte, was würde sie dann machen? Sie selbst war in Sicherheit, wie immer, sie war der kleine Vogel, der im tödlichen Rachen pickte, aber Sean war verwundbar, er war, das sah sie ganz deutlich, vielleicht der nächste Kandidat. Sie wartete gespannt. Es ging um etwas ganz anderes. »Ich weiß, es wird schwer, Liza, aber es muß sein.« Wieder verstand Liza sie falsch. Sie glaubte, Eve meinte sie beide. Immerhin hatte genau diese Drohung schon tagelang in der Luft gelegen. Diese Schlacht hatte Eve nicht gewinnen können, diese Eroberung konnte sie nicht machen. »Wann sollen wir gehen?« »Nicht wir. Du. Der Polizei