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Nikolai GOGOL Abende auf dem Weiler bei Dikanka Erzählungen Ihr werdet mir sicher recht geben, daß es mehr als verwunderlich ist, wenn der Teufel den Mond vom Himmel stiehlt, um sich an dem Schmied Wakula zu rächen, wenn er mit einer Hexe flirtet, die auf ihrem Besen durch die Lüfte rei tet, und dann mit ihr in einem Schornstein verschwindet. Doch noch viel seltsamere Dinge kann ich zum besten geben. In meinen Geschichten ist von pfiffigen Bur schen und einfältigen Bauern, von wunderschönen Mädchen und häß lichen Weibern die Rede, von Er trunkenen, die den Fluten entstei gen, um Rabe und Kücken zu spielen, von ungetauften Kindern, die des Nachts an Bäumen krat zen, von Zauberern, die in Töp fen im Weltall umherschweben oder mit den Seelen ihrer Töchter Zwiesprache halten, und von To- ten, die sich aus ihren Gräbern erheben und in höllischen Qualen winden. Ja, von phantastischen Begebenheiten weiß ich zu berich ten, und auch von lustigen, trau rigen und sogar gruseligen, die euch bestimmt den Schweiß auf die Stirn treiben und eiskalte Schauer über den Rücken jagen. Ihr werdet schon Gefallen an mei nen Erzählungen finden und auf eure Kosten kommen, wenn ihr mich, den alten Imker Panko Rot fuchs, besucht und einige Abende bei mir auf dem Weiler bei Dikanka verbringt. Schutzumschlagentwurf: Heinz Hellmis Lithographie: Andrzej Jeziorkowski Nikolai Gogol Gesammelte Werke in Einzelbänden Herausgegeben von Michael Wegner Aufbau-Verlag NIKOLAI GOGOL Abende auf dem Weiler bei Dikanka Vom Imker Panko Rotfuchs herausgegebene Erzählungen he eBook wurde digitalisiert von bookmanX (02/2008). Aus dem Russischen übersetzt von Michael Pfeiffer 2. Auflage 1974 Alle Rechte an dieser Ausgabe Aufbau-Verlag Berlin und Weimar Einbandgestaltung Heinz Hellmis Typographie Detlef Ringer Karl-Marx-Werk Pößneck V 15/30 Printed in the German Democratic Republic Lizenznummer 301. 120/98/74 Bestellnummer 610 161 6 EVP 6,90 Erster Teil 7 8 Vorrede „Was ist denn das wieder für seltsames Zeug: Abende auf dem Weiler bei Dikanka? Was sind denn das für Abende? Und in die Welt gesetzt hat sie irgend so ein Imker! Gott sei’s gelobt! Als hätte man noch zuwenig Gänsen die Federn ausgerissen und noch zuwenig Lumpen zu Papier gemacht! Als hätten sich noch zuwenig Leute jeden Berufes und alles mögliche sonstige Pack die Finger mit Tinte beschmiert! Da mußte zu allem Überfluß auch dieser Imker noch Lust be kommen, es den anderen gleichzutun! Wahrhaftig, es gibt schon so viel bedrucktes Papier, daß man gar nicht mehr recht weiß, was man alles hineinwickeln soll!“ 9 All diese Reden habe ich in Gedanken schon gehört, schon vor einem Monat habe ich sie gehört! Das heißt – ich will sagen, wenn unsereiner aus dem Weiler die Nase aus seinem Nest hinaussteckt und sich einmal die große Welt an sieht – du lieber Gott! – dann ist das genauso, wie wenn man manchmal in die Gemächer eines großen Herrn eintritt: Alle umringen einen, und schon beginnt das Narrenspiel. Wenn es nur die höchsten Lakaien wären, dann ginge es ja noch, aber nein, irgend so ein zerlumptes Bürschchen – sieht man genauer hin, dann merkt man, daß es überhaupt nichts taugt und meistens auf dem Hinterhof im Dreck wühlt –, selbst so ein Bürschchen läßt einen nicht in Ruhe, und alle rundherum stampfen mit den Füßen. „Wohin, wohin, weshalb? Fort, du Bauer, fort mit dir!“ Ich kann euch sagen … Aber was soll ich noch groß erzählen! Mir fällt es leichter, zweimal im Jahr nach Mirgorod zu fahren, wo mich schon seit fünf Jahren weder der Schreiber des Landgerichts noch der ehrenwerte Priester zu Gesicht bekommen haben, als mich in dieser großen Welt zu zeigen. Doch wenn man sich schon einmal zeigt, dann muß man auch Rede und Antwort stehen, ob man wil